71°10´21´´ nördliche Breite
Fast 200 Jahre nach der ersten Besteigung des Nordkaps stehen wir am 06.07.22 nach 3 Monaten Reisezeit und ca. 10.000 gefahrenen Kilometern am Nordkap – der nördlichste auf dem Straßenweg erreichbare Punkt Europas.
Geplant war eigentlich einen oder zweit Tage später dort zu sein, aber das gute Wetter und die Vorfreude trieben uns immer weiter voran. Und es zeigte sich, dass es die richtige Entscheidung war, denn wir hatten einen wolkenlosen Himmel und um 0:24 Uhr schien uns die Sonne an ihrem tiefsten Stand noch ins Gesicht. Allerdings waren wir nicht die einzigen, die die guten Bedingungen ausnutzten. So standen wir zwischen 50-60 anderen Wohnmobilen auf dem Parkplatz wie die Sardinen in der Dose. Verrückt wenn man bedängt, dass es im Endeffekt nur ein geschotterter Parkplatz an Klippen mit einem Globus und einem Gebäude drauf ist, dessen Eintritt (30 € p.P) einem schon an einem Kassenhäuschen abgeluchst wird, wenn man nicht ausdrücklich sagt, dass man nur parken möchte. Das Gebäude beinhaltet u.a. ein Museum, aber auch zum Souvenirshop und zum Café gelangt man nur nach Bezahlung und könnte sich nur dann den berühmten Nordkapsticker für das Auto kaufen. Unmengen von Reisebussen der Kreuzfahrtschiffe fahren hier vor, die Gäste werden einmal durch das Gebäude geschleust, vorbei an der Globusstatue, schießen schnell ein paar Fotos und wieder zurück. Wir hatten Glück und der letzte Bus war gerade abgefahren, sodass wir ein Foto am Globus ohne andere Menschen darauf bekamen. Zur Mitternachtssonne verteilten sich die Besucher doch recht weitläufig über das Plateau und wir konnten den wundervollen Moment bei einem Glas Martini voll und ganz genießen.
Das Nordkap war ein Wendepunkt unserer Reise, denn ab dort ging es für uns nur noch abwärts...also Richtung Süden. Nach den längeren Fahrstrecken durch Finnland haben wir uns nun in kleineren Tagesetappen vorwärtsbewegt, genossen das gute Wetter bei Wanderungen und hielten spontan an Plätzen, die uns von der Straße aus reizvoll erschienen. So haben wir zum Beispiel einen Wasserfall entdecken und sind kurzerhand eine Stunde bergauf gewandert und wurden mit einem zusätzlichen Ausblick auf die umliegenden Berge und Fjorde belohnt.
Da zeigt sich wieder, dass unser Reisemodell, fixe Etappenziele und zwischendurch jede Menge Zeit für zufällige Aktionen, das Beste für uns ist. Beim Planen einer Wanderroute haben wir eine Brücke über einen Canyon mit Wasserfall entdeckt, von wo aus man Europas schmalsten Bungeesprung wagen kann. Nach kurzem Überlegen hat Jonas sich angemeldet und ist am nächsten Tag in die tiefe Felsspalte gesprungen. Spontane Ideen sind eben doch die Besten!
Neben der atemberaubenden Landschaft ist Norwegen nebenbei auch ein sehr teures Land. Der Diesel hat teilweise 2,60 € / L gekostet, wobei er wunderlicher Weise ganz oben auf der Nordkapinsel bei „nur“ 2,30 € lag. Ebenso teuer ist sämtliches Obst, Gemüse und Milchprodukte, weshalb wir unsere Kochgewohnheiten etwas umgestellt haben. Mittlerweile kennen wir so gut wie jedes Rezept mit Möhren, Blumenkohl, Brokkoli und Kartoffeln, die wir mit unseren Mitteln kochen können, denn das sind noch erschwingliche Produkte. Regionale Lebensmittel beschränken sich hier im Norden auf Fisch, oder Rentierfleisch. Doch nicht mehr lange und wir können auf die Natur zurückgreifen. So waren die ersten Moltebeeren bereits reif, die Blaubeeren nahmen immer mehr Farbe an und die Pilze begannen aus dem Boden zu sprießen.
Allerdings brauchten sie noch ein bis zwei Wochen, die wir aber sehr gut überbrücken konnten. Denn die nächste Station war der Flughafen in Tromsø für einen weiteren Heimatbesuch in Köln und noch einer Hochzeit.