Bienvenue en France!
Und hallo Vorweihnachtszeit.
Bisher verlief unsere Reise entlang einer groben Route, vorbei an markierten Punkten, dazwischen aber viel Freiraum für spontane Änderungen. Unsere Vorbereitung für Frankreich war allerdings etwas mangelhaft und so hatten wir nur ein paar wenige Orte markiert, die fast alle in der Nordhälfte lagen.
Unser erster Anlaufpunkt war Verdun mit seiner traurigen Vergangenheit. Im ersten Weltkrieg verloren hier allein im Jahr 1916 über 300.000 Menschen ihr Leben. Wir besichtigten das Fort Douaumont, den Soldatenfriedhof und das Beinhaus. Und welches Wetter könnte zu einem solchen Ort besser passen, als dichter Nebel mit kaltem Nieselregen.
Umso friedvoller empfing uns die Champagne, in der wir auf einem Stellplatz mitten in den Weinbergen auf einem Hügel die Sonne genießen konnten.
Bei einer Reise durch Frankreich darf ein Stopp in Paris natürlich nicht fehlen und so steuerten wir die Hauptstadt an. Um dem Verkehrschaos zu entgehen und unseren Bus sicher zu wissen, quartierten wir uns zwei Nächte auf einem Campingplatz ein. Bisher hatten wir Großstädte immer zu Fuß in Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln erkundet. Diesmal waren wir allerdings so richtig lauffaul und entschieden uns für eine wirklich bequeme Alternative: einen Hop-on-hop-off Bus. Entlang einer festen Route hält er an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten, bei denen man aussteigen, die Umgebung erkunden und in den nächsten Bus wieder einsteigen kann. So kamen wir unter anderem am Louvre, der Champs Élysées, dem Arc de Triomphe, dem Eifelturm und Notre Dame vorbei. In Ile de la Cité, dem ältesten Viertel, schlenderten wir durch die schmalen Gassen und konnten dabei den Flair der „Stadt der Liebe“ aufnehmen. Und da Liebe bekanntlich durch den Magen geht, haben wir den Tag mit einem leckeren Abendessen in einem kleinen Restaurant abgerundet.
Apropos leckeres Essen: wenn die Franzosen etwas verstehen, dann betrifft es definitiv die Küche und man kommt aus dem Schlemmen gar nicht mehr heraus, denn in jedem Café gibt es leckere Törtchen und Kuchen, die man probiert haben muss. Wir vermissen zwar das gute Körnerbrot aus Deutschland, dafür gibt es an jeder Ecke frisch gebackenes Baguette und Croissants.
Ab nun machte sich unsere Planungsfaulheit bemerkbar, die sich bereits in Versailles zeigte. Viel zu spät haben wir das Schloss besichtigt und wurden ab der Hälfe des Rundgangs vom Personal mit dem Schlüssel in der Hand zum Ausgang gedrängt.
Auf der Strecke von Paris über Le Mont-Saint-Michel nach Bordeaux hatten wir keine weiteren Punkte markiert, weshalb wir ziemlich unkoordiniert durch die Gegend fuhren. Dabei merkten wir, dass Westfrankreich eher eine Sommerregion ist, denn es gab meistens Aktivitäten für Draußen, aber dafür war es einfach zu kalt und nass. Hallenbäder konnten wir nicht nutzen, denn Lisa bekommt keine Badekappe über ihre Dreads und ich habe keine enge Badehose (beides ist aus hygienischen Bedingungen Pflicht). Aus Frust fuhren wir eine lange Etappe nach Bordeaux und verpassten dabei mit Sicherheit das ein oder andere Highlight, wie zum Beispiel die markanten Klippen in Nordfrankreich. Lisa hatte sie zwar markiert, aber nicht in unserer gemeinsamen Liste abgespeichert und mangels Absprache bin ich auf ziemlich direkten Weg nach Le Mont-Saint-Michel gefahren.
Ein Highlight hatten wir dennoch: den Weihnachtsmarkt in Bordeaux. Bei romantischer Weihnachtsbeleuchtung, Glühwein- und gerösteten Kastanienduft, schlenderten wir durch die Stände und konnten uns auf die Weihnachtszeit einstimmen.
Immer weiter stieg die Vorfreude auf Spanien und mildere Temperaturen, die wir mittlerweile nötig hatten. Aber zuvor ging es noch durch die Pyrenäen und unser Herz schlug höher, als wir die schneebedeckten Gipfel sahen. So schön der Sommer auch ist, bei Bergen mit Schnee wird unser Herz einfach schwach. Und als wollte sich Frankreich am letzten Tag nochmals von seiner besseren Seite zeigen, wurden wir am Morgen mit Neuschnee überrascht.
Über die Landschaft in Spanien hatten wir beide keine Vorstellung und waren umso mehr von der hügeligen und felsigen Gegend beeindruckt. Die Temperaturen waren zwar noch immer kalt und es regnete viel, aber die Reise lief wieder strukturierter ab, da wir einen groben Plan hatten und uns an den Tageszielen erfreuen konnten. So fuhren wir durch den Bardenas Reales Nationalpark, der einer Wüste gleicht, badeten in einer 38° heißen Quelle bei 5° Außentemperatur, spazierten durch ehemaligen Goldminen der Römer in Las Medulas und zogen weiter Richtung Norden an die Küste, um wieder das Meer zu sehen.
Bevor wir die Grenze nach Portugal überquerten, wartete noch der Pilgerort Santiago de Compostela auf uns. Nicht nur mit dem Rucksack, sondern auch mit dem Van ein schönes Ziel auf unserer kleinen Pilgerreise.