Ein ganzes halbes Jahr
Mitte September erreichten wir Schweden und mit uns kam der Herbst. Aus grünen Wäldern wurde ein bunter Farbenmix, die roten Sonnenuntergänge leuchteten immer intensiver und der Duft der moosigen, von Pilzen, Beeren und Tannennadeln übersäten Waldböden lag in der kühlen Luft.
Die Sonne sollte uns noch lange nicht verlassen und so begaben wir uns auf unzählige Streifzüge durch die weiten Wälder. Mittlerweile eher mit einem dickeren Pullover, einer Thermoskanne Tee im Gepäck und der, noch lange nicht gestillten, Reiselust, die uns Tag für Tag vorantreibt um möglichst viel von dieser Natur, den Farben und der Schönheit dieses Landes aufzunehmen bevor wir uns eingestehen müssen, dass es wohl doch an der Zeit ist den Süden Europas an zu steuern.
Am Vänern vorbei fuhren wir nach Stockholm ohne die Stadt zu besuchen, denn ehrlich gesagt hatten wir zu der Zeit kein Verlangen nach Großstadt Djungel. Generell ist es ja verrückt, wie viele Städtetrips wir dieses Jahr schon hinter uns haben, von uns unbekannten, geschichtsträchtigen und oft wuseligen Metropolen Europas. Abgesehen davon, dass jeder Aufenthalt in einer Stadt mit mehr Ausgaben verbunden ist als ein Tag in der Natur, ist es auch einfach manchmal eine Reizüberflutung und wenn wir versuchen uns mit der Historie durch Museumsbesuche oder Stadtführungen vertraut zu machen, merken wir, dass wir nur einen Bruchteil dieser Informationsfluten dauerhaft aufnehmen können.
Also fuhren wir die Küste entlang auf die Insel Öland, schauten uns Schiffssetzungen aus der Wikingerzeit an, die öfters in Südschweden und Dänemark zu finden sind. Es handelt sich um Steinblöcke, die in Schiffsformation stehen und Gräber markieren.
Nebenbei fanden wir auf unserem ausgedehnten Morgenspaziergang dort bereits die ersten reifen Wacholderbeeren, die immer so wunderbar an köstlichen Wildbraten oder guten Gin erinnern.
Von der Ostsee aus machten wir dann wieder kehrt und steuerten ins Landesinnere. Wir waren auf den Spuren unserer Kindheitserinnerungen unterwegs und wollten die Drehorte von den uns bedeutendsten Astrit Lindgren Filmen besuchen. Die Saison für die Freilichtmuseen war zwar schon zu Ende, aber so konnten wir kostenlos um die roten Häuschen in Bullerbü schlendern und in Kathult in Michels Schuppen luschern und das wunderschöne Bauernhaus bewundern. Auch das Grab von Astrit Lindgren haben wir besucht.
Ein Museum welches wir uns nicht entgehen lassen wollten war das IKEA Museum. Es ist sehr interaktiv und erzählt viel über die Geschichte von Småland, den Gründer, die Werte des Unternehmens und die Entwicklung in der heutigen Zeit und am Ende gabs natürlich gratis Kaffee und eine große Portion Köttbullar.
Klingt doch ganz wie eine Schwedenreise aus dem Reiseführer, nicht wahr?
Lediglich ein Wermutstropfen begleitete uns immer noch. Nachdem wir ganz zu Beginn unserer Skandinavienreise, in weiter Ferne, ganz unscharf und nur einen Wimpernschlag lang eine Elchkuh mit ihrem Jungen „gesehen“ haben, ist uns keine solche Begegnung mehr vergönnt gewesen.
Also entschieden wir uns dafür einen Elchpark aufzusuchen. Lieber hätten wir sie natürlich in freier Wildbahn erlebt, doch auch in Schwedens ältestem Elchpark haben uns die Waldriesen beeindruckt, wie sie fast lautlos über den Waldboden stolzierten.
So konnten wir endgültig für dieses Jahr mit Skandinavien abschließen. Was heißen soll, dass wir in den nächsten Jahren wiederkommen werden. Doch diesen Frühling, Sommer und Herbstanfang haben wir ausgiebig genossen und nach einem Tag in Malmö verlassen wir Schweden über die Öresundbrücke und starten das zweite Halbjahr unserer Reise in Kopenhagen…