Ein Meilenstein auf unserer Reise

12. Juli 2022
Wir haben Skandinavien erreicht
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Es ist sechs Uhr morgens und wir stehen auf dem Deck der Fähre Tallin – Helsinki, die Sonne blendet unsere müden Augen und die kühle Morgenluft weht uns durch die Haare. Dass wir nur drei Stunden Schlaf bekommen haben, nehmen wir aber gerne in Kauf, denn mit Vorfreude blicken wir über das Meer nach Norden. In gerade einmal zwei Stunden werden wir in Skandinavien sein, ein Abschnitt der Reise, auf den wir lange hingefiebert haben.

Das erste nordische Land auf unserer Reise ist Finnland. Ein Land mit tausenden Inseln im Süden, endlose Wälder mit Seen bis in den Norden und darüber hinaus eine karge Hügellandschaft.
Einige von den tausend Inseln, auch finnisches Archipel genannt, lagen auf unserer Route. Über Brücken und schmale Verbindungwege, die gerade einmal so breit wie die Straße waren, ging es von Insel zu Insel.  So schön die Inseln auch waren, war es umso schwieriger einen Stellplatz zu finden. Finnland ist im Süden, besonders im weiten Einzugsgebiet Helsinkis, sehr dicht besiedelt. Obwohl man kaum Häuser sieht, da sie immer hinter Bäumen versteckt sind, führt doch jede Abzweigung von der Hauptstraße zu einem Privatgrundstück. So sind wir an einem Tag eine halbe Stunde um einen See gefahren, um dann ernüchternd festzustellen, dass der einzige mögliche Stellplatz bereits besetzt war. Von der Vorstellung überall schöne Picknickplätze mit Feuerstelle, Holz, Axt und Trockentoilette wie im Baltikum zu finden, mussten wir uns schnell verabschieden. Wenn es solche Plätze gab, dann lagen sie meist nur in Nationalparks entlang der Wanderrouten und waren somit nur zu Fuß zu erreichen. War die Grillstelle aber nicht so weit vom Parkplatz entfernt, haben wir unsere sieben Sachen gepackt, um unser Abendessen dennoch über dem Feuer zu kochen.

Ebenso umstellen mussten wir uns bei der Ver- und Entsorgung von Wasser und der Campingtoilette, weil die kostenfreien Stationen sehr rar sind.
Was es aber überall zu finden gibt, sind frei zugängliche Badeseen mit herrlich klarem Wasser und angenehmer Temperatur. Der ein oder andere mag sich vielleicht wundern, wenn er unsere Auflistung der bisherigen Duschen sieht. Doch diese beziehen sich lediglich auf warme Duschen. So sind wir fast jeden Abend in einen See gesprungen und hatten eine riesige Badewanne nur für uns alleine.

Je nördlicher wir kamen, desto heller wurden die Nächte. Wir haben abends jegliches Zeitgefühl verloren und waren immer länger wach. Was aber auch einen entscheidenden Vorteil hatte, denn dann erwacht der Wald erst richtig. Eines Abends ist nur wenige Meter an unserem Bus eine Elchkuh mit ihrem Jungtier vorbeigelaufen, was wir bei totaler Finsternis definitiv nicht gesehen hätten. Leider sind Elche extrem scheue Tiere und so sind sie sofort wieder im Wald verschwunden, als wir versucht hatten, unseren Reisverschluss des Moskitonetzes zu öffnen um ein Foto zu schießen.
Solche Erlebnisse entschädigen dann wieder alles was mal nicht so rund läuft und machen uns immer wieder klar, warum wir uns so viel Zeit für diese Reise genommen haben.

Jedes Land ist Anfangs eine kleine Umstellung, aber mit ausreichend Gelassenheit und ein wenig Recherchearbeit gewöhnt man sich doch super schnell an alles Fremde.