Inselhopping

5. Sep. 2022
Kvaløya - Senja – Andøya – Lofoten

Nach der wunderbaren Hochzeit in Köln landeten wir wieder in Tromsø und unsere nächsten Ziele standen fest. Über die Brücke ging es nach Kvaløya.
Diesmal hielten wir hier nur kurz um am nächsten Morgen die Fähre von Brensholmen nach Botnhamn zu nehmen. Auf dieser Fähre duftete es herrlich nach Waffeln, statt wie sonst nach Bockwürstchen, da konnten auch wir Pfennigfuchser nicht widerstehen.

Beseelt von der friedlichen Überfahrt fuhren wir also im Trott der anderen Camper auf die erste wichtige Insel auf unserer Norwegentour, so viel Gutes hatten wir von Senja bereits gehört. Ganz viele Punkte waren auf unserer Karte markiert. Einzige Hürde war, dass sich die meisten davon entlang der Touristenroute an der Nordküste der Insel befanden. Doch ein Abschnitt der Straße wird auf Grund eines Steinrutschs gerade restauriert und so blieb uns nur der lange Umweg über die andere Inselseite.
Jedes einzelne Ziel zu beschreiben wäre jetzt vermutlich etwas zu viel, aber zwei Sachen haben wir hier bereits gelernt, die uns auch auf der weiteren Reise noch häufig auffallen werden.
Erstens ist nicht jede berühmt berüchtigte Wanderung die Beste, oft lohnt es sich auch mal ein paar unbekanntere Touren zu gehen. Denn, und da kommen wir auch schon zu Punkt Zwei, die Norweger lieben den direkten Weg den Berg hinauf ganz nach dem Motto: „Je steiler der Weg, desto kürzer die Strecke.“ So haben wir uns vorgenommen öfters nach Touren zu suchen, bei denen man zu beiden Seiten eine Aussicht genießen kann und nicht nur Geröllhalden hochkraxelt.
Denn ehrlich gesagt egal auf welcher Spitze man auf Senja landet, der Panoramablick ist immer ein Traum. Und wenn man einen ganz verlassenen Weg findet, so wie wir, als wir den Breidtinden, den höchsten Berg Senjas besteigen wollten, dann kann man auch mal nackig in einen klaren Bergsee hüpfen. Okay zugegebener Maßen sind wir (auf Rat eines Einheimischen!) unter der Schranke der gesperrten Straße hindurch gefahren, um den Ausgangspunkt zu erreichen.

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Nach einer knappen Woche auf Senja verließen wir die Insel im Westen und fuhren von Gryllefjord nach Andenes. Die Insel Andøya landete genau wie Senja auf unserer Liste, weil sie als Alternative für die sehr touristischen Lofoten gilt, schon lange sind beide aber kein Geheimtipp mehr und das mussten wir an unserem ersten Stellplatz auch feststellen. Direkt neben einem Vogelschutzgebiet quetschen sich die Camper dicht an dicht, nur um direkt am Strand stehen zu können. Super schockiert von diesen Massen suchten wir uns in Waldnähe ein privates Eckchen, um am nächsten Morgen so schnell es ging wieder zu verschwinden. Wollten wir hier doch eigentlich ein bisschen entspannen, denn meine (Lisas) Kniee hatten Anzeichen einer Überlastung gezeigt nach zu vielen Höhenmetern auf kurzer Strecke.
Auf der Suche nach einem Platz an dem wir auch mal länger als einen Tag bleiben würden, durchquerten wir die gesamte Insel und fanden das absolute Pendant zum vorherigen Spot. Eine große Wiese am Strand nur für uns allein neben einem quasi verlassenen Campingplatz entlang einer alten Straße, die nur noch zu einem kleinen Dorf führt. So konnten wir abends tatsächlich einen Delphin im Meer erhaschen und einen Otter bei seinem Abendbad beobachten.

Auf dem Landweg steuerten wir die Lofoten an, die Vesteralen ließen wir an dieser Stelle aus, das Wetter war dabei umzuschlagen und die Prognosen sahen für die verbleibenden Tage nicht sehr rosig aus. Doch uns drängte etwas die Zeit, denn wir waren in Schweden verabredet und konnten die Regenfront nicht aussitzen. Glücklicherweise gab es doch hier und da ein paar Sonnenstunden und wir konnten uns in Ruhe Hennigsvær anschauen und zwei Wanderungen auf trockenem Fuß bestreiten. Doch am darauffolgenden Tag erreichte uns ein heftiger Sturm mit Böen bis zu 80km/h. Der Bus schaukelte nur so vor sich hin, ich habe in der Nacht kein Auge zu getan und die einzige Priorität für den nächsten Tag war es eine Ecke auf der Insel zu finden, in der man geschützt stehen konnte. Mein Knie schmerzte, weil ich bei der Wanderung zum Veggen erneut ausgerutscht war und mein Magen rebellierte gegen nichts Konkretes, vielleicht die Mischung aus Stress und Angst. Stress, weil wir diesen Ort nicht mehr so erleben würden, wie wir es uns gewünscht hatten und Angst, weil wir an der Spitze der Lofoten standen und der Fährverkehr eingestellt wurde und der Weg zurück über viele windanfällige Brücken geführt hätte. So verbrachten wir einen Tag mit Cola und Ingwertee auf dem wohl einzigen für diese Windrichtung geschützten Stellplatz neben 6 weiteren Campern und hofften auf Besserung, um unsere bereits gebuchte Fähre zu nehmen.

Von einer dicken, heißen Schokolade in Ramberg (sie schmeckt als schmelzen sie eine Tafel pro Tasse) und den Zimtschnecken aus A (der Ort mit dem kürzesten Namen der Welt) konnte mich mein Magen am Ende aber nicht abhalten. Brauchten wir doch noch einen schönen Abschied von der Insel, die wir heute definitiv nicht abschließend bewerten werden. Sie hat noch eine zweite Chance verdient. Nur eines ist für uns sicher, die Fähre von Moskenes nach Bodo tuen wir uns nicht nochmal an. Der Wind hatte sich gerade so beruhigt, dass der Verkehr wieder aufgenommen wurde und wir hatten ganz naiv mitten in der Nacht gebucht. Mittlerweile ging die Sonne wieder unter und durch die sich in den Fenstern spiegelnde Innenraumbeleuchtung konnten wir den Horizont nicht sehen. Das Außendeck war natürlich geschlossen und so stürmten die Menschen mit der ersten Welle nur so auf die Toilette. Jedem anwesenden entglitten die Gesichtszüge und jeder kämpfte mit seinem Gleichgewichtsorgan. Die nächsten 3 Stunden waren nur dadurch auszuhalten, dass man seine Augen schloss und versuchte zu schlafen, man durfte sich das vermeintlich stille Schiff nicht anschauen, während man spürte, wie es schaukelte. So haben wir um 3 Uhr nachts fix und fertig in Bodø angelegt und hatten wieder Festland unter den Reifen.